Hier bieten wir Ihnen die wichtigsten Daten seiner Biographie und darüber hinaus ein interessantes und unerwartetes Erlebnis, das zum glücklichen Ende einer fast unglaublichen Geschichte, die uns die Gattin des Komponisten Albena Naydenova erzäht hat, führte.
Ein Freund, der in Wien lebt, hat uns vorgeschlagen, an seinen freien Tagen nach Sofia zu fahren und den Raum, in dem Vladimirs Partituren und meine Artikelentwürfe aufbewahrt werden, zu richten. Wladimir bad ihn seine Partituren in den Schränken zu lassen und alle anderen vor der Haustür - für jeden, der sie mitnehmen will - zu bringen. Unser Freund beendete seine Arbeit und ist nach Wien zurück gefahren. Nach einiger Zeit, sehr früh am Morgen, klingelte das Telefon und unsere Freundin und Kollegin Elisaveta (Prof. Dr. Elisaveta Valchinova - Chendova) begann uns ganz, besorgt, Fragen zu stellen: was mit uns passierte, ob wir in Wien sind, was wir machen, geht es uns gut, sind wir gesund.
Überrascht antworteten wir ihr, dass wir zu Hause in Wien seien, wir haben sogar noch geschlafen, als sie angerufen hat. Was Elisaveta uns erzählte, war eine der größten Überraschungen, die wir je in unserem Leben erlebt haben:
Eine unbekannte Frau rief sie an und teilte ihr mit, dass sie auf der Straße einen großen Stapel Noten und Notizen mit den Namen Vladimir Pantchev und Albena Naydenova gefunden habe. Sie hatte den Eindruck, dass sie die Namen kannte, und machte sich vor allem Sorgen darüber, wie es möglich ist, dass große Partituren eines berühmten Komponisten unbeansprucht, fast so, als wären sie auf die Straße geworfen, liegen bleiben.
Wir verstanden sofort, was passierte: Unser lieber Freund hatte es nicht richtig verstanden und Vladimirs Werke aus der Wohnung weggebracht hat, weil er dachte, es handele sich um Partituren, die er nicht brauchte, und hatte alle anderen Noten in den Schließfächern gelassen.
Wir kontaktierten die Frau, die Vladimirs Werke gefunden hatte, telefonisch. Hier publizieren wir ihre Erzählung, was uns Milena Malakova erzählte, der wir außerordentlich dankbar sind für ihre Aufmerksamkeit, Liebe und ihr Bewusstsein als intelligente, aufgeklärte Person in der zeitgenössischen Musik, etwas, das in Bulgarien selbst unter unseren führenden Musikern nicht oft zu finden ist:
«08.03.2021, 17:30
Es regnet. Ziemlich leicht. Soll ich einen Trolley nehmen oder zu Fuß gehen? Es ist früh und ich habe keine Lust, nach Hause zu gehen. Ich werde in dieser Gasse abbiegen. Ich bin noch nie daran vorbeigekommen. Zwischen zwei Häuserblöcken Gärten, geparkte Autos, die allgegenwärtigen Mülltonnen und der in letzter Zeit häufigere, ekelhafte Anblick daneben zurückgelassener Bücher. Zu viele Bücher. Ich konnte nicht bestehen. Unabhängig vom Grund, warum sie dort sind, wären diese Bücher für jemanden wertvoll.
Zumindest werde ich ein paar auswählen! Aus der Nähe betrachtet stellte sich heraus, dass es noch viel mehr waren. Einheitlich, großes Format, schwere Ledereinbände, irgendwie ungewöhnlich. Ich habe das erste aufgeschlagen – Noten! Die zweite - Notizen! Als nächstes – Noten! Wow! Wladimir Pantchev! Wladimir Pantchev! Wladimir Pantchev! Mir bekannter Name und so viele Noten!
Warum werden sie weggeworfen? Scheinbar nicht mehr nötig, aber warum werden sie nicht der Musikakademie, der Nationalbibliothek oder einem Museum gespendet? Oder ist es ein Fehler? Kann ich etwas retten, wenn es sich tatsächlich um einen Fehler handelt? Ich hatte im Moment kein Auto. Mein Mann – 300 km, mein Sohn – 500 km weg von Sofia.
Ich rief Freunde an, niemand konnte helfen. Und wenn ich ein Taxi rufe, wie soll ich so viele Bücher transportieren und wo soll ich sie hinstellen? Ich bin gegangen... Aber sie haben meinen Kopf nicht verlassen! In der Nacht habe ich fast nicht geschlafen. Ich habe im Internet nach Informationen gesucht.
Am Morgen bei der Arbeit erzählte ich, was ich gesehen hatte. Meine Kollegen waren mit mir unzufrieden,weil ich keine Möglichkeit gefunden habe, die Noten aufzubewahren. Handeln wir schnell, schnell, schnell! Wir sind mit dem Firmenwagen gefahren und hatten die leise Hoffnung, dass die Noten noch da sind.
Tolles Be- und Entladen, das wir gemacht haben! Zwei Gänge voller Kofferraum und Sitze, aber wir haben auch das letzte Stück Papier eingesammelt! Und nach der Aktion prasselte der heftige Regen auf uns nieder! Wenn wir nur 5 Minuten zu spät wären... Mehrere Tage lang sortierte, klassifizierte und verpackte ich im Büro Partituren, Tagebücher, Bücher mit der Idee, sie einer Musikschule, einem Gemeindezentrum oder einem Museum zu schenken oder die Besitzer zu finden.
Mir wurde immer klarer, wie unbezahlbar das ist. Ich wollte mehr wissen. Wo lebt Vladimir Pantchev jetzt? Schreibt er weiter? Werden seine Werke aufgeführt? Ich habe sehr wenig über ihn auf bulgarisch gefunden. Ein paar Worte darüber,wann und wo er geboren wurde, was er komponierte, zwei Clips auf YouTube. Nach dem zu urteilen, was ich in den Händen halte, erwartete ich, dass es noch viele weitere Artikel und Konzertmitschnitte geben würde, aber auf Bulgarisch – nichts! Ein Kollege hat mir geholfen.
Sie nahm Kontakt zu ihrem musikalischen Bekannten auf, sie zu ihrem befreundeten Journalisten, sie zu einem anderen... Das Telefon klingelte! „Albena ruft an, aus Wien…“ Gott! Wir haben sie gefunden! Der Rest ist eine tolle Bekanntschaft, eine tolle Freundschaft mit tollen, wundervollen Menschen! Nach einem Jahr wurde dieser gesamte Schatz an Noten gerettet und dort aufbewahrt, wo er sein sollte, und die Familie von Albena Naydenova und Vladimir Pantchev ist für immer in meinem Herzen! Ich liebe dich, Albena!»
Wir sind mit Milena Malakova und ihrer Familie wunderbare Freunde geworden. Bis heute treffen wir uns und verbringen Stunden miteinander! Vielen Dank, Milena, für die Tiefe deiner Intelligenz und Menschlichkeit!
Mit viel Liebe, Albena
Wladimir Pantchev (1948 in Sofia - 2021 in Wien)
Komponist, Pianist, Dirigent
Ausbildung:
1963 – 1967 - Musikschule
1967 – 1972 – Musikakademie in Sofia
Zusätzliche Ausbildung:
1986 1987 – bei Edison Denisov in Moskau
1989 – bei Friedrich Goldmann in Berlin
2004 – Kurse bei Karlheinz Stockhausen in Kürten/ Deutschland
Musikalische Aktivität:
1970-1978 – Bühnen Dirigent in der Nationaloper in Sofia
1974 – 1978 - Redakteur in Musikverlag in Sofia
1987 – 1991 - Professor an der Musikakademie Sofia - Kammermusik für Sänger
1992 – 1994 - Redakteur in Musikverlag Universal Edition in Wien
1992 – 1993 - Wiener Konservatorium - Korrepetition
1995 - 2009 - Dozent an der Sommerakademie Lilienfeld (Österreich): Komposition
- St. Gallen (Schweiz): Kammermusik für Sänger
Seit 1998 - enge Zusammenarbeit mit dem Ensemble «Wiener Collage» und Vizepräsident des Ensembles
Auszeichnungen und Stipendien der Stadt Wien
Aufführungen:
Wien, Sofia, Graz, Lissabon, Moskau, Halle, Köln, Oslo, Budapest, Michelstein, Paris, Odessa, Salzburg, Linz, Wels, Pilsen, New York, Kioto u.a.
Zusammenarbeit mit:
Ensemble «Wiener Collage»
Ensemble «Musik on line»
Ensemble «Klangforum Wien»
Ensemble «die reihe»
Ensemble «20-te Jahrhundert»
Ensemble «Reconsil»
Quartett «Кoene»
Quartett «Frosch»
Duo Canto-violadamore
u. a.
Einige Werke (nach Jahr 2000):
Kleine Etüden für Oboe und Klarinette, 2000
Konzertstück für Kontrabass und Ensemble, 2001/2002
Krishna-Spiele für Flöte und Ensemble , 2002
Konzert für Trompete und Ensemble, 2002/2003
Lalita Gesänge für Soloposaune und Ensemble, 2003/2004
Notturno für Trio, 2004
Movements für 6 Spieler, 2005
Koleda für 2 Soprans und Ensemble, 2005
Mozart-Unvollendete für 3 Klarinetten, 2006
Lanner-Spiele für Streichquartett, 2007
Body Resonance für Vokal-Instrumentalquartett, 2007
Lieder meiner Vorfahren nach bulgarische Volkstexte für Frauenstimme und Live-Elektronik, 2008
Bosch - Mosaik II für Klaviertrio, 2007/2008
Trio für Flöten (auch Altflöte); Klarinetten ( auch Bassklarinette) und Akkordeon - Zweite Fassung, 2012
Bosch - Mosaik III für Ensemble, 2009/2010
Mondmusik in 10 Sätze nach alte japanische Gedichte für Sopran und Ensemble von chinesische Instrumente: Di (auch Bangdi, Dong Xsjao); Liuqin; Pipa; Erhu (auch Zchonghu); Yangqin; Guzheng; Daruan, 2011
Entwürfe…Skizzen… für Ensemble, 2011/2012
Wettspiel für 3 Klarinettisten, 2011
Emigranten - Opern-Spiel nach Motiven des gleichnamigen Schauspiels von Slawomir Mrozek in einem Akt für Bariton, Tenor, 2 Frauen Stimmen und Ensemble, 2012/2014
Lamenti für 4 Posaune und Orgel, 2015/2016
Kukeri - Märchen für 3 Solisten und Ensemble, 2017
Poéme für Vokalquartette von Frauenstimmen, 2019
Lalita-Gesänge -Konzert für Posaune und Orchester, 2020